Bei der Lebenshilfe wurden die Seminare wegen organisatorischen Problemen eingestellt. „Der Bedarf ist bestimmt da. Mit der Zeit war es jedoch auch schwer, die Eltern zu begeistern“, sagt Schmid. „Viele wollten nachher wissen, was mit den Kindern besprochen wurde. Wir haben das nicht weitergegeben. Denn manches ist heikel. Kinder dachten oft ganz anders über die Situation als ihre Eltern.“

Gemeinsam haben Eltern und Geschwister die starke Bindung zum behinderten Kind. Lena hängt ganz besonders an ihrer Schwester. „Für sie ist Anna alles“, sagt Doris. Manchmal fragen Nachbarn, ob die Roitners denn nie mit ihren gesunden Kindern alleine wegfahren. In den Kletterpark zum Beispiel. Anna bei Einrichtungen oder Freunden abgeben? Doris schüttelt den Kopf. „Wenn, dann muss sie dabei sein. Ja, es ist anstrengend. Anstrengender. Aber so ist das eben. Und nur, weil es anstrengend ist, soll sie nicht dabei sein?“ Das möchte Doris nicht gelten lassen. Ihr behindertes Kind soll einen Platz haben: im Kindergarten, der Schule, der Arbeitswelt. In der Gesellschaft. Gleichberechtigt? Nein, das seien behinderte Menschen in Österreich noch lange nicht. Das schmerzt Doris. Sie möchte kämpfen, für die Integration ihres Kindes.

Auch Paul und Lena wollen Anna beim Spielen immer dabei haben. Bei den anderen Kindern in der Tullner Siedlung ist Anna ein fixer Bestandteil. Man muss wissen: Das Haus der Roitners ist das soziale Zentrum für die Nachbarskinder. Die Schule ist vorbei und schon klingelt es an der Haustür. Vom Wohnzimmer aus hört man ständig Kinder kichern, die Stufen auf und ab laufen und durch das Vorhaus huschen. Das Highlight im Sommer ist das überdimensional große Trampolin im Garten. Doris und Andreas müssen Schichtpläne anlegen, so groß ist der Andrang auf die Hüpf-Destination. Jedes Kind darf 15 Minuten springen. Auch Anna ist manchmal dabei und sitzt in der Mitte des Trampolins. Alle Kinder, die gerade „Schicht“ haben springen im Kreis, Anna kann dann nichts passieren.

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